Fertig

Ich habe über meine Schwester geschrieben, und dass sie eine Prinzessin war, ich habe darüber geschrieben, dass alles in mir gefroren ist, als sie starb, ich habe über meine Traurigkeit und Wut und Hälftenhaftigkeit geschrieben. Und über die Zeit, das Sprechen und das Erinnern, und das Schreiben.

Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich fertig bin damit. Das Gefühl, dass ich alles aufgeschrieben habe, was raus wollte. Ich habe jeden Stein einmal umgedreht. Ich bin leichter geworden dabei.

Im März habe ich eine fünftägige Ausbildung zur Kindertrauerbegleiterin gemacht. Das war mir irgendwie wichtig. So, als wäre das Kind, das ich damals war, nun noch besser beschützt. Und gleichzeitig auch ein Abschluss, Fertigsein.

Jetzt stehen andere Projekte an bei mir, ich freue mich darauf.

Meine Schwester war hier. Es ist so schön, dass sie hier war. Und deshalb wird es auch immer traurig sein, dass sie nicht mehr hier ist.

 

Wer noch Fragen zu dem Tod meiner Schwester oder zu meinem Umgang damit hat, wer noch Themen hat, über die ich noch nicht geschrieben habe, kann das gerne in die Kommentare schreiben, dann werde ich versuchen, dazu noch etwas zu schreiben.

 

 

12 Gedanken zu “Fertig

  1. Das, was du schreibst, freut mich sehr. Danke, dass du mit deinen Texten einen Einblick gewährt hast. Ich wünsche dir alles Gute!

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    1. Ich danke dir sehr. Dafür, dass du immer irgendwie das warst. Gerade habe ich mir noch mal jeden einzelnen deiner Kommentare durchgelesen und nochmal festgestellt, dass sie unglaublich wichtig und wertvoll waren für mich. Ein Echo, eine Rückmeldung, nicht allein sein, jemand, der zuhört, der begreift. Manchmal hast du mich auch auf Dinge aufmerksam gemacht, an die ich noch gar nicht gedacht hatte. Zum Besispiel hatte ich den Text darüber geschrieben, dass die Lieblingsfarbe meiner Schwester rot gewesen war. Und du schriebst dazu: „Ein Liebesbrief.“ Und ich, ich verstand es erst nicht und las mir den Text nochmal durch, und irgendwie hattest du Recht, ein Liebesbrief. Ich war sehr glücklich darüber, weil irgendwie hatte ich doch immer Angst, dass da nicht genug Liebe wäre für meine Schwester.
      Oder einmal hast du geschrieben: „Wenn ein Kind (und auch wenn eine Erwachsene) niemanden hat, der die richtigen Dinge sagt, ist das wirklich so ein Mist. Die geheimen Dinge und die Tränen möchten nämlich insgeheim schon gesehen werden, aber nicht von irgendwem, sondern von jemandem, der die richtigen Sachen sagt. Und die gibt’s viel zu selten.“ So kluge Sätze, das sind wirkliche Lieblingssätze von mir.
      Also: Ich danke dir. Fürs Verstehen.

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      1. Jetzt bin ich sprachlosl, dankbar, tief berührt von dieser deiner Wertschätzung.
        Danke!

        Deine Texte haben mich immer sehr genährt.

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    1. Ich danke dir sehr. Es bedeutet mir viel, dass du schreibst, dass du uns beide kennengelernt hast. Weil es ist sonst oft sehr schade, dass so wenig Menschen meine Schwester kennengelernt haben. Weil sie so cool war, ist das eine richtige Verschwendung.
      Hier neben meinem Computer auf dem Regal stehen der Kerzenigel, das Kerzenritterpferd und der Kerzenregenwurm von dir. Ich muss immer lächeln, wenn ich sie sehe, sie sind so toll!
      Ich danke dir sehr!

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  2. Liebe „undichhier“, so denke ich immer an Dich, vielen Dank für diesen berührenden Blog. Jeder Beitrag ist ganz besonders. Und auch vielen Dank für unseren Austausch. Das Interview mit Dir hat mich sehr bereichert. Und ich freue mich sehr, dass Du Deinen persönlichen Schlußpunkt gefunden hast. DANKE.

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    1. Du warst eine der ersten Leserinnen meines Blogs und auch die erste, die nachgefragt hat, die ein Interview wollte mit mir ;-). Das hat mich „damals“ sehr bestärkt und gefreut. Ich hatte damals noch gar nicht gedacht, dass das jemand lesen will, bzw. sich dafür irgendjemand interessieren könnte.
      Danke, dass du da warst, danke fürs Zuhören, danke fürs Nachfragen. Und schön, dass das unser Austausch dich bereichern konnte!

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  3. Hi, ich bin gerade auf deinen Blog gestossen und tief bewegt. Wir beide haben nämlich zwei Gemeinsamkeiten. Auch meine eineiige Zwillingsschwester ist verstorben, allerdings mit 18 Jahren… und ich habe eine geistig, behinderte Schwester, die genau ein Jahr älter ist als ich. Es tat sehr gut deinen Blog durchzulesen – habe mich in vielen wiedererkannt – vielen Dank dafür. ❤

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